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Bourgeon, François

Obwohl François Bourgeon erst zwölf Comicalben vorgelegt hat, ist er dennoch zu einem der einflussreichsten Neuerer der frankobelgischen Comicszene zu zählen. Bourgeon, am 7. Mai 1945 in Paris geboren, absolvierte dort an der Ecole des Métiers d´Art eine Ausbildung zum Glasmaler. Eher zufällig bekommt er Kontakt zu der Jugendzeitschrift LISETTE, für die 1972 die Serie L’ENNEMIE VIENT DE LA MER entsteht, die in ihren stark schematisierten Zeichenformen noch deutlich Bourgeons Prägung durch die Glasmalerei erkennen lässt. Weitere kleinere Arbeiten für Magazine wie FRIPUNET , J2 und PIF GADGET folgen.

Vorliebe für historische Stoffe

Einen ersten, wenngleich auch kurzen Ausflug ins Mittelalter unternimmt Bourgeon 1973 mit BRUNELLE ET COLIN (dt. BRITTA UND COLIN, Carlsen). Die von Robert Génin für das Comicmagazin DJINN geschriebene Serie um eine tollkühne Prinzessin und ihren Pagen gibt er bereits nach zwei Bänden wieder auf. Genin setzt die Reihe ab 1982 mit Didier Convard fort.

Mit LES PASSAGERS DU VENT (dt. REISENDE IM WIND, Carlsen) revolutioniert Bourgeon 1979 die frankobelgische Comicszene. Die im 18. Jahrhundert spielende Abenteuerserie, die um die Themenkomplexe Kolonialismus und Sklaverei kreist, kreiert ein neues Genre: Den Historiencomic für Erwachsene. Eine ganze Flut historischer Comicserie folgt – eine Entwicklung, die in der Gründung der Comiczeitschrift VECU und des gleichnamigen Labels im Verlag Glénat münden wird. Wie penibel genau Bourgeon für seinen fünfteiligen Comicroman recherchiert hat, belegt Michel Thiebaut in dem Sachbuch LES CHANTIERS D´UNE AVENTURE.

Auch zu Bourgeons Serie LES COMPAGNONS DU CRESPULE (dt. DIE GEFÄHRTEN DER DÄMMERUNG, Carlsen) legt Thiebaut eine Dokumentation vor, DANS LE SILLAGE DES SIRÈNES. Bourgeon richtet den Fokus in diesem Werk auf drei Ausgestoßene, einen geheimnisvollen Ritter, die rothaarige Mariotte und den vom Galgen gerettete Anicet. Sind die ersten beiden Bände der Reihe noch eher im Fantasybereich angesiedelt, zeigt der dritte Band, mit 126 Seiten zugleich der umfangreichste der Serie, ein bisher im Comic noch nicht gesehenes einzigartiges Panorama des Mittelalters.

Fantasy und SF
Für LE CYCLE DE CYANN (dt.CYANN – TOCHTER DER STERNE, Carlsen), einer SF-Serie mit starkem Fantasyeinschlag, hat sich Bourgeon nach langer Pause 1993 wieder mit einem Szenaristen zusammengetan. Zusammen mit Claude Lacroix gelingt es ihm, die Welt des Planeten Ohl entstehen zu lassen. Wie diese Welt bis ins kleinste Details durchdacht ist, illustriert eindrucksvoll LA CLÈ DES CONFINS, ein Bildband, der die zoologische Welt und die Gesellschaftstruktur Ohls durchleuchtet.

Während die Leser immer noch auf die seit längerem angekündigte neue Serie ALEIA D’ALDAAL warten, erweist Bourgeon seinem verstorbenen Freund Jean-Pierre Autheman einen ungewöhnlichen letzten Freundschaftsdienst, indem er den von Autheman nicht mehr fertiggestellten Comicroman LE PASSAGE DE VENUS (Text: Dethorey) zum Abschluß bringt. (flo)

© der Abbildungen: Carlsen-Verlag und François Bourgeon